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Das Peters-Denkmal 

in Tossens

"Kein Deich, kein Land, kein Leben!"

Die Rekonstruierte Turmspitze mit Originalteilen aus dem 

2. Peters-Denkmal von 1901 soll uns erinnern an einen tüchtigen Fachmann, den 

Oberdeichgräfen Hans Christoph Peters

geboren zu Wiefels (Jeverland) am 02.August 1797

gewohnt in seinem Haus in Tossens, Hauptstraße 10 von 1839 bis 1847

gestorben zu Oldenburg am 08.November 1868,

dem es gelungen war, den stark bedrohten Jadedeich von 1786 so zu verstärken, dass er uns bis zum heutigen Tag erhalten geblieben ist.


Bei umfangreichen Renovierungs- und Umgestaltungsarbeiten 

von Haus und Grundstück der heutigen „Villa Küstenwind“ 

fanden vor ein paar Jahren die neuen Besitzer Familie Hillers

 im neu erworbenen Terrain unter hohen und dicken Laubbäumen versteckt eine verwilderte Grotte, wobei sich schnell herausstellte, 

das hier Teile des Denkmals, nämlich die Turmspitze, mehrere

Geröllsteine und weitere Denkmalreste verarbeitet waren, die zweifellos zum

ehemaligen zweiten „PETERS-Denkmal“ gehörten, welches von 1901 bis 1940 auf

dem Tossenser Deich stand. 

Schon länger bekannt war jedoch, dass sich der massive Unterbau des Denkmals seit vielen Jahren in einer Ecke des

Gartens beim früheren „Strandhof“ (Besitzer die Familien Martens, später

Wedelstaedt), also ganz in Deichnähe, aufgestellt war. 

Dort ist es leider nicht mehr zu finden.

Das Denkmal war dem Oberdeichgräfen HANS CHRISTOPH PETERS gewidmet,

der sich um den Deichbau und damit um die Landessicherheit unserer Heimat sehr

verdient gemacht hatte. Sein erstes Denkmal war 1870 in Brake vom

Steinhauermeister CHRISTOPH FRIEDRICH BEHRENS gefertigt worden und war

aus Sandstein in Form einer gotischen Pyramide konzipiert und gebaut worden.

Den Entwurf hierfür hatte der bekannte Deichinspektor und Buchautor 

OSKARTENGE (1832-1913) eigereicht. 

Eine Marmortafel an der Vorderseite nannte den

Namen des Geehrten und den II. Deichband als Auftraggeber. Auf der Rückseite

waren die Lebensdaten von PETERS erwähnt. Im September 1870 wurde das

Denkmal feierlich eingeweiht. Wegen Verunreinigung und Vandalismus wurde das

Denkmal deswegen mit einem schützenden Zaun versehen. Leider wurde es schon

1879 von einem Blitz getroffen, jedoch konnte der eingetretene Schaden schnell

wieder behoben werden. Ein weiterer Blitzschaden im Jahre 1900 führte jedoch zu

einer vollständigen Zerstörung des Bauwerks. 

Man entschloss sich 1901 ein fast ähnlichen Nachbau zu schaffen, 

ihn nun jedoch mit einem Blitzableiter zu versehen, 

der an einem hochaufragenden Mast befestigt war. 

Leider störte der von nun an den sonst so schönen Anblick des Kunstwerks.



Weil das Denkmal während des Zweiten Weltkrieges seit 1939 in der Schusslinie

einer Flugabwehr stand, hatte man es 1940 von dort entfernen müssen. Wo die

einzelnen Teile verblieben sind, hatte man viele Jahre nicht gewusst. Das Denkmal

ist in Vergessenheit geraten, denn die Menschen hatten in der schweren

Nachkriegszeit andere Sorgen.

1957 errichtete der II. Deichband zum dritten Mal in der Nähe der alten

Strandhalle ein PETERS-Denkmal. Eine an einem rechteckigen Steinkoloss

angebrachte schlichte Gedenktafel sollte nun an den ehemaligen Oberdeichgräfe

erinnern. Da die Tossenser Strandhalle in der Sturmflut von 1962 total zerstört

wurde und im darauf folgenden Jahr eine neue erbaut werden sollte, musste auch

das Denkmal von dort wieder verschwinden. Es wurde zwischenzeitlich eingelagert,

da in den Jahren 1970 bis 1977 der Deich erhöht werden musste. Nach Abschluss

der Deichbauarbeiten gab es wieder einen Standortwechsel. Ein neuer Platz wurde

an der Stelle gefunden, wo sich bis 1966 das „Schloss am Meer“ befunden hatte.

Nach einer Neugestaltung des Strandaufganges über den Deich, der quasi wie eine

Verlängerung der Strandallee wirkt, musste 2007 auch das Denkmal erneut seinen

Platz räumen, und das vermutlich für immer. Nun hat die Gedenktafel ihren Platz

beim Bauhof des II. Deichverbandes in Ovelgönne gefunden. Wohl als kleinen Trost

zu verstehen, hat man in der Nähe des letzten Standorts für das Denkmal eine

Straße benannt, die vermutlich mit ihrem Namen „Deichgräfenstraße“ an den

berühmten Oberdeichgräfe HANS CHRISTOPH PETERS erinnern soll.


Weswegen hatte man eigentlich den Oberdeichgräfe H. C. PETERS mit einem so

prächtigen Denkmal nachträglich ehren wollen? In der Tat, er hat hier in unserer

Gegend etwas Besonderes geleistet: Leider sind er und seine Leistungen im Laufe

der Jahre immer mehr in Vergessenheit geraten. 

Ihn kennen sicherlich nur noch wenige Zeitgenossen.

Nun zu seinen außerordentlichen Leistungen:

Jahrhunderte lang knabberte der täglich ein- und ausfließende Jadestrom

unaufhörlich an Butjadingens westlichen Deichen und manche Sturmfluten

zerstörten immer wieder die neu erbauten und manchmal auch wiederholt

zurückgesetzten Jadedeiche bzw. auch deren Vorländer, sofern diese überhaupt

noch vorhanden waren. So musste auch in den Jahren von 1784 bis 1786 ein neuer

Deich bis zur Linie zwischen den heutigen Strandhallen von Eckwarderhörne und

Tossens ins Binnenland zurückverlegt und wieder neu befestigt werden. Diese

bezeichnet man als Einlagedeiche. Bei der ausgedeichten Landfläche handelte es

sich um einen Streifen von 7,2 km Länge mit einer Breite von fast 300 m. Bei dieser

Rückverlegung konnte in Eckwarderhörne ein Teilstück des alten Ahnedeiches - der

heutige Flügeldeich - zum Glück bis heute erhalten bleiben. Dabei waren jedoch

208 ha des doch so wertvollen Marschenlandes für immer verloren gegangen und

34 Häuser, z. B. auch die alten Orte Großwürden und Mundahn - letzter mitsamt

seiner Schule - mussten ausgedeicht werden. 

Die früheren Bewohner siedelten zum Teil wieder erneut in der Nähe, nun 

jedoch im Schutze des neuen Einlagedeiches.

Sie benannten die Deichsiedlungen, wie ihre verlassen Wohnorte, 

z. B. mit „Neu-Mundahn“. 

Heute heißt die nun viel kleinere Deichsiedlung jedoch nur noch„Mundahn“. 

Die ausgedeichten Ländereien boten, trotz der vielen Pütten zur

Erdentnahme für den Bau des neuen Deiches, zunächst noch einigen Schutz.

Zwischen Tossens und auf der Höhe von Ruhwarden spitzte die Lage sich aber

schon wieder zu, denn es gab hier kaum noch Grodenland und das Wasser kam

dem Deichfuß immer näher.

1836, rund 50 Jahren nach dem Bau des Eckwarder-Tossenser-Einlagedeiches,

war nun auch dort das Vorland wieder soweit fortgespült, dass wieder eine

Rückverlegung des Deiches drohte. Doch der für diesen Abschnitt zuständige

Deichkondukteur PETERS wollte sich nicht damit abfinden. Es kam ihm zum Glück

eine geniale Idee, wie der dem Untergang geweihte Einlagedeich doch noch

gerettet werden könnte. Die Zweifler waren in der Mehrheit und machten ihm das

Leben schwer. Er war jedoch ein kluger Kopf und ließ sich nicht beirren. Er tüftelte

herum und experimentierte immer weiter, bis ihm eine zündende Lösung einfiel. Bis

er diese der Öffentlichkeit präsentierte, ließ er für seine erdachten

Erhaltungsmaßnahmen mehrere Versuche an verschiedenen Orten durchführen, 

z.B. auch am Eckwarderhörner Flügeldeich. Schon bald lieferten seine

Deichbefestigungsmethoden sensationell gute Ergebnisse.

Bis dahin war es üblich, lediglich das untere Ende des Deichfußes mit einer

schmalen Feldsteinpackung gegen Erosionen zu schützen. Die Folge war, dass die

häufig über die Feldsteine schwappenden Fluten die Grasnarbe schnell zerstörten.

Bei höher auflaufenden Flute und insbesondere Sturmfluten musste befürchtet

werden, dass derart geschädigte Deiche weniger Widerstand boten und daher

schneller ausgehöhlt und somit schlimmstenfalls auch brechen konnten.

PETERS Grundidee war also: Ergreifung von geeigneten Maßnahmen zur

Erhaltung der Widerstandsfähigkeit der Außenbermen der Deiche (bzw. der

Grodenkanten), indem die zerstörerischen Einwirkungen der täglichen Fluten

unterbunden werden. Aber wie sollte das bewerkstelligt werden?

Als erste Maßnahme schlug er vor, die Außenbermen der Deiche - bei Vorland

auch deren Grodenkanten - um ca. 1m, mindestens jedoch bis zur Springfluthöhe,

zu erhöhen. So konnten normale Fluten die Grasnarbe des Deiches bzw. der

Grodenkanten nicht mehr erreichen und diese somit widerstandsfähiger gegen

Sturmfluten erhalten bleiben. Danach sollte die Uferböschung mit einer mindestens

neun Meter breiten Ziegelsteinpflasterung (Steinbank) abgedeckt werden, die von

der erhöhten Außenberme der Deiche (bzw. den Grodenkanten) bis mindestens zur

Wattoberfläche reichen sollte. Dieser Vorschlag bedeutete einen immens hohen

finanziellen Aufwand für Löhne, Baumaterialen, Gerätschaften etc. Auch waren

hierfür viele Fach- und Hilfsarbeiter sowie Aufsichtspersonal zu beschaffen. Die

andere Alternative, die erneute Rückverlegung des Deiches, wäre jedoch sehr viel

teurer und aufwändiger gewesen, abgesehen vom schmerzhaften Verlusten an z. B.

Land und anderen Kulturgütern.

Der alte Jadedeich von 1786 wurde als erster mit dieser neuen Methode befestigt.

PETERS Maßnahmen erwiesen sich zum Glück als sehr erfolgreich, so dass immer

mehr Deiche auf diese Art und Weise befestigt wurden. Der Jadedeich und auch

andere konnten bis zum heutigen Tag erhalten werden. Allerdings mussten im

Laufe der Jahre die Deiche mehrmals erhöht, verbreitert und ihre Profile

entsprechend dem Stand der Forschung und Wissenschaft angepasst werden.

PETERS hatte für den II. Oldenburgischen Deichband nicht nur hier am östlichen

Ufer des Deichbandes gewirkt, sondern z. B. auch bei der Volkerser Hörne (an der

Wesermünde bei Blexen), bei den Oberahneschen Feldern und schließlich auf der

Weserinsel „Großer Pater“, die zum Harriersand bei Brake gehört. Die

Oberahneschen Felder wollte er - wie z. B. damals auch viele Butjadinger Bürger -

unbedingt erhalten. Gegen stärkere Kräfte in der großherzoglichen Regierung

konnte er sich jedoch nicht durchsetzen. Wie die weitere Entwicklung zeigte, sollten

diese, wie die spätere Entwicklung zeigte, nachträglich Recht behalten.

Dass ein Teil Butjadingens am Jadedeich erhalten werden konnte, ist in erster

Linie dem unermüdlichen Schaffen und dem großen Können HANS CHRISTOPH

PETERS zu verdanken. Sein jahrelanges Bemühen brachte ihm von vielen Seiten

und schließlich auch von der Landesregierung große Anerkennung ein. Die Folge

war, dass PETERS 1847 in die Residenzstadt Oldenburg versetzt wurde, wo er von

nun an das Amt eines Deichgräfen ausübte. Bis dahin hatte er seit 1839 in Tossens,

in der Hauptstraße 10, als Eigentümer gewohnt. Das Haus hatte er 1847 an

BERNHARD REUMANN verkauft. Später kam es in den Besitz der Familie

ALBERS.

1855 wurde eine Deichordnung erarbeitet, an der er maßgeblich mitwirken

konnte, denn sein großes Fachwissen wurde in zunehmendem Maße benötigt.

1857 wurde ihm vom Großherzog u. a. der Großherzogliche Haus- und

Verdienstorden für seine außergewöhnlichen Leistungen verliehen. Im selben Jahr

erhielt er eine Ernennung zum außerordentlichen Regierungsmitglied und kam in

den Vorstand der neuen Wege- und Wasserbaudirektion.

1858 ernannte ihn der Großherzog zum „Oberdeichgräfen im Herzogtum Oldenburg“

1867 wurde ihm der Titel „Oberstaatsrat“ verliehen. Im selben Jahr, anlässlich

seines vermeintlichen Goldenen Dienstjubiläums, war ein Missgeschick passiert,

denn statt 1865 war ihm versehentlich erst jetzt die Gratulationsurkunde des

Großherzogspäter überreicht worden. Zu diesem Anlass erhielt er vom II.

Oldenburger Deichband für seine Lebensleistung ein außergewöhnliches

Geschenk. Es war ein wertvolles Album mit Porträtfotos von 155

zeitgenossenschaftlichen Persönlichkeiten, die er wohl zum großen Teil persönlich

gekannt hatte. (Übrigens: Alle Mitglieder des Rüstringer Heimatbundes haben 2010

einen schönen erweiterten Nachdruck dieses prächtigen Werkes als

Weihnachtsgeschenk erhalten.)

1868 starb der unverheiratet gebliebene Oberdeichgräfe H.C. PETERS mit 71

Jahren in seinem Haus in Oldenburg. Bestattet wurde er auf dem Gertruden-

Friedhof in Oldenburg.

PETERS hatte sich für das ganz Oldenburger Land und insbesondere für

Butjadingen im hohen Maße verdient gemacht. Er hatte vermutlich den alten

Wahlspruch von ALBERT BRAHMS (1692-1758), dem Pionier des Küstenschutzes,

sehr zu Herzen genommen, der lautet:

„Kein Deich, kein Land, kein Leben!“



Verfasser: Meinhard Wefer, Bockhorn

im September 2022



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